In den meisten Fällen kann das mathematische System eines Glücksspiels nicht überlistet werden. Es gibt jedoch Ausnahmen – das Kartenzählen beim Black Jack ist eine davon. Aber funktioniert die Strategie immer noch? Und kann man in Schweizer Casinos wirklich durchs Karten zählen Geld gewinnen?
Die Legende vom Blackjack Kartenzählen lebt: Eine Gruppe von MIT-Studenten schaffte es vor über 40 Jahren über einen langen Zeitraum hinweg, die Strategie des Kartenzählens gewinnbringend anzuwenden.
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In dem Film 21 wurde diese Erfolgsgeschichte verfilmt und auch heute noch ranken sich viele Mythen um dieses Thema. Doch wie sieht es in der heutigen Zeit aus? Funktioniert das Kartenzählen beim Black Jack noch immer? Oder wird man in Schweizer Spielbanken direkt rausgeschmissen, wenn man zählt?
Wie wird Black Jack gespielt?
Black Jack (auch bekannt als 17+4) ist vor allem deshalb so beliebt, weil das Spielprinzip sehr einfach ist und auch von Einsteigern sofort erlernt werden kann.
Gespielt wird mit einem oder mehreren klassischen Kartendecks, wobei alle Bildkarten als eine 10 und das Ass entweder als eine 1 oder eine 11 gewertet wird. Zu Beginn des Spiels erhält man zwei offen aufgedeckte Karten und der Croupier erhält eine sichtbare Karte und eine verdeckte Karte. Nun werden reihum Karten nachgelegt – es sei denn, man lehnt ab.
Gewinner einer Spielrunde ist, wer näher an die Kartenwertigkeit 21 herankommt. Hat der Croupier also die Kartenwertigkeit 17 und man selbst hält eine 18, dann gewinnt man die Runde.
Es gibt verschiedene Versionen von Black Jack. Bei den meisten Varianten muss die Bank bei 17 stehen bleiben und bis 16 muss die Bank eine Karte ziehen. Die Regeln sind für die Bank also klar definiert, wobei man als Spieler jederzeit eine Karte ziehen kann oder sich dafür entscheiden kann, keine weitere Karte mehr zu kaufen.
Einige Sonderregeln gibt es dann doch: Bestimmte Kartenkombinationen können geteilt (Split) oder verdoppelt werden und wenn die Bank ein Ass offen zeigt, dann kann eine Versicherung abgeschlossen werden (wovon wir jedoch abraten).
Überschreitet man den Wert von 21, dann gilt die Spielrunde als verloren, dasselbe gilt auch für die Bank. Wenn jedoch der Spieler überkauft und die Bank überkauft, dann gewinnt dennoch die Bank und es gibt in diesem Fall kein Unentschieden.
Eine kurze Geschichte des Kartenzählens
Eine Gruppe junger MIT-Studenten entwickelte die Strategie des Kartenzählens beim Black Jack und wendete sie von 1979 bis 1993 erfolgreich an. Dabei bildeten sie mehrere Teams und suchten unterschiedliche Casinos in Las Vegas auf.
Mit geheimen Codes spielten sie sich gegenseitig Nachrichten zu und entwickelten somit ein ausgeklügeltes System, welches lange Zeit unentdeckt blieb. Die Geldmittel stammten von anonymen Investoren, die auch heute noch nicht bekannt sind.
Dabei achteten die Studenten stets darauf, professionell vorzugehen. Bevor ein neuer Teilnehmer in den Kreis der Kartenzähler aufgenommen wurde, musste dieser ein Training absolvieren und verschiedene Tests bestehen. Zu den Hochzeiten umfasste das MIT-Black-Jack-Team über 70 aktive Mitglieder.
Nach und nach reagierten die Casinos aber darauf und belegten die Spieler mit einem Hausverbot. Dadurch wurde es immer schwieriger, die Strategie des Kartenzählens gewinnbringend einzusetzen – da bereits die Ausbildung eines neuen Teilnehmers sehr aufwendig war und das Kartenzählen vor allem im Team zum Erfolg führte.
So funktioniert das Kartenzählen beim Black Jack
Wie jedes andere Glücksspiel auch basiert Black Jack auf einem mathematischen System, bei dem die Bank einen Hausvorteil hat. Jedes Black Jack Spiel besteht aus einem oder mehreren 52-Karten Spieldecks. Somit ist also die Anzahl der Karten und deren Wertigkeit bekannt.
ℹ️ Das Prinzip des Kartenzählens basiert darauf, dass man sich die bereits aus dem Spiel genommenen Karten merkt und daraufhin seine Spielstrategie anpasst.
Je nachdem, wie viele hohe oder niedrige Karten bereits aus dem Spiel sind, verändert sich die Strategie und man zieht in einer Spielsituation noch eine Karte, bei der man das normalerweise nicht tun würde. Sind die Karten also bekannt, die aus dem Spiel sind, dann ändern sich auch die Gewinnwahrscheinlichkeiten und das kann man für sich nutzen.
Je mehr kleine Karten zum Beispiel bereits ausgespielt wurden, umso mehr hohe Karten befinden sich noch im Deck. Die Wahrscheinlichkeit auf einen Black Jack (A+10) oder eine Kartenwertigkeit von 20 zu kommen, erhöht sich also.
Dadurch kann auch der Einsatz dementsprechend angepasst werden und die Entscheidung, ob man eine Karte ziehen sollte oder nicht, kann dadurch besser vorausgesagt werden.
Ein Beispiel: Wenn man selbst die Kartenwertigkeit 12 hält und die Bank eine offene 2 zeigt, dann wäre laut Basisstrategie die beste Entscheidung, eine weitere Karte zu ziehen.
Wenn man jedoch mittels der Kartenzählen-Strategie bereits herausgefunden hat, dass sich überdurchschnittlich viele Zehnen im Spiel befinden, dann kann sich die Entscheidung eine Karte zu ziehen dadurch ändern. Die Chance, dass die Bank zwei Zehnen hintereinander zieht, ist also höher als sonst. Das ist natürlich ein sehr vereinfachtes Beispiel, es verdeutlicht aber, wie der Vorteil des Kartenzählens zustande kommt.
ℹ️ Auch die besten Kartenzähler werden nicht jede einzelne Spielrunde gewinnen, der Hausvorteil wird aber zugunsten des Spielers verschoben. Anstatt der Bank hat dann also der Spieler langfristig gesehen einen mathematischen Vorteil. Man könnte auch sagen, dass der Spieler die Rolle der Bank einnimmt und einen Gewinn erwirtschaften kann.
Funktioniert Kartenzählen im Black Jack 2024 noch?
Die Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Theoretisch ja, in der Praxis jedoch eher nein. Die Casinos haben natürlich aus den Ereignissen rund um den MIT-Professor gelernt und dementsprechende Sicherheitsvorkehrungen getroffen.
In den meisten Casinos werden die Karten mithilfe einer Maschine gemischt und die Karten einer jeder Spielrunde werden direkt in das bestehende Kartendeck gemischt. Somit wird das Kartenzählen unterbunden, da man zu wenige Informationen erhält, um dadurch einen mathematischen Vorteil herausarbeiten zu können.
Ausserdem werden die Casino-Mitarbeiter auf das Kartenzählen geschult. Schafft es also ein Spieler, sich einen Vorteil durch das Kartenzählen zu verschaffen, kann das Casino Hausverbot erteilen oder zumindest das Spielen an den Black Jack Tischen untersagen.
In Online-Casinos werden die Schlitten meist bereits bei der Hälfte wieder vollständig neu gemischt und bei Black Jack-Slots besteht ohnehin keine Möglichkeit des Kartenzählens. In der heutigen Zeit ist es also sehr schwer, einen Vorteil aus dem Kartenzählen zu erlangen.
Welche Black Jack Tipps und Tricks gibt es sonst?
Zwar kann man den Trick des Kartenzählens nicht mehr effizient anwenden und damit den Hausvorteil überlisten, es gibt jedoch Strategien, bei denen man den Hausvorteil minimieren kann. Mit der Basisstrategie kann dieser auf fast 50/50 reduziert werden.
Die Basisstrategie zeigt für jede Spielsituation die beste mathematische Entscheidung an und im Gegensatz zum Kartenzählen ist sie auch nicht verboten. Wer sich also nicht sicher ist, bei welcher Kartenkonstellation man eine Karte ziehen soll, der erhält mit der Basisstrategie eine klare Anweisung.
Zum Beispiel sollte man niemals zwei Zehnen splitten, da die 20 bereits eine Gewinnerhand ist und mit einem Split die Gewinnchancen sinken. Eine Versicherung ist immer zum Nachteil des Spielers und daher mathematisch gesehen eine schlechte Wette.
Wenn die Bank eine 5 oder 6 offen zeigt, sollte man keine Karte mehr kaufen, wenn man dabei selbst das Risiko eingeht zu überkaufen. Es gibt Ausnahmesituationen, die jedoch nur bei seltenen Konstellationen auftreten. Wer also immer die mathematisch beste Entscheidung treffen möchte, der sollte sich im Detail mit der Basisstrategie beschäftigen.
Kann man heute noch Kartenzählen beim Black Jack?
In den meisten Fällen ist das nicht möglich, da die Casinos Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben. Oftmals sind Mischmaschinen im Einsatz oder der Kartenschlitten wird bereits ab der Hälfte neu gemischt, wodurch das Kartenzählen verunmöglicht wird.
Ist Kartenzählen beim Black Jack verboten?
Ja. In Casinos, die keine Mischmaschinen verwenden und daher das Kartenzählen bis zu einem gewissen Grad noch möglich ist, ist das Kartenzählen verboten. Wenn das Casino einen Verdacht schöpft, dann droht Hausverbot oder man wird nur von den Black Jack Tischen ausgeschlossen.
Was ist die beste Black Jack Strategie?
Mit der Basisstrategie kann man den mathematischen Vorteil des Casinos auf ein Minimum absenken. Die Basisstrategie zeigt für jede Spielsituation die beste Entscheidung an und ist nicht verboten. In Live-Casinos kann es sogar vorkommen, dass der Croupier dem Spieler hilft und ihm von einer schlechten Entscheidung abrät.
Wie verhindern Casinos das Kartenzählen?
Früher wurde Black Jack mit nur einem Kartendeck gespielt, was das Kartenzählen sehr vereinfachte. Heutzutage werden Mischmaschinen eingesetzt und an den meisten Black Jack Tischen wird mit sechs bis acht Kartendecks gespielt, die meist nach der Hälfte wieder neu gemischt werden (die Cut-Karte bestimmt den Zeitpunkt des neuen Mischvorgangs). Umso mehr Karten sich in einem Schlitten befinden, desto schwieriger wird es, Kartenzählen erfolgreich anzuwenden.
Kann man Kartenzählen einfach erlernen?
Es gibt verschiedene Methoden, wie man Kartenzählen anwenden kann. Die High-Low-Strategie ist die einfachste, es gibt jedoch auch kompliziertere Anwendungstechniken, die dafür aber auch präziser sind. Bei allen Methoden geht es aber immer darum, eine Übersicht darüber zu erlangen, wie viele hohe und wie viele niedrige Karten bereits aus dem Spiel sind.
Florian ist Moderator, Sprecher und freier Redakteur bei Casinospieler.ch. Hier schreibt er vor allem über Neuigkeiten aus der Welt der Games und Glücksspiele.